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Warum hat die CDU die SPD so weit überholt?


Bis zum 7. Mai galt das Rennen zwischen der SPD mit Spitzenkandidat Torsten Albig und der CDU mit Daniel Günther als knapp, doch am Ende lag die CDU knapp 5% vor der SPD. Vor Ostern war sogar die SPD deutlich vor der CDU. Warum zog die CDU am Ende so deutlich an der SPD vorbei? Diese Frage versuche ich in diesem Artikel zu beantworten.



„Ver.di-Schlampe“: Am 26.04.2017, eineinhalb Wochen vor der Landtagswahl, fand in Lübeck das einzige TVDuell zwischen Torsten Albig und Daniel Günther statt. In dessen Verlauf warf die ehrenamtliche Gewerkschafterin Gabriele Schwohn dem CDU-Spitzenkandidaten vor, sie „Ver.di-Schlampe“ genannt zu haben. Nachdem dieser irritiert den Vorwurf abstritt, behauptete sie, dass man dies nachlesen könne. Später stellte sich heraus, dass laut Protokoll die Beleidigung nie im Landtag gefallen und Gabriele Schwohn Mitglied der Sozialdemokraten ist. Darauf warf die CDU der SPD eine schmutzige Kampagne vor, da eigentlich CDU, SPD und NDR abgemacht hätten, keine Mitglieder der beiden Parteien einzuladen. Die geforderte Distanzierung der SPD blieb aus. Diese sieht den Fehler einzig beim NDR.

Das BUNTE-Interview: Wenige Wochen vor der Landtagswahl wurde in dem Klatsch-Magazin „BUNTE“ ein Interview von Torsten Albig und seiner neuen Lebensgefährten Bärbel Boy veröffentlicht. In diesem äußerte sich der Ministerpräsident laut Vorwürfen arrogant über seine Ex-Frau. Dort hieß es: „Aber leider haben wir beide nicht mehr genügend auf uns aufgepasst. Irgendwann entwickelte sich mein Leben schneller als ihres. Wir hatten nur noch ganz wenige Momente, in denen wir uns auf Augenhöhe ausgetauscht haben. Ich war beruflich ständig unterwegs, meine Frau war in der Rolle als Mutter und Managerin unseres Haushaltes gefangen.“ Darauf herrschte Empörung und vor allen Dingen verschreckte dieses Interview viele weibliche Wähler.

Lustloser und überheblicher Wahlkampf: Sicherlich ist auch der Wahlkampf ein Grund für die schlechten Ergebnisse der SPD. Aus der Partei hieß es, dass die schwarz-weißen Wahlplakate zu trübe gewesen seien, dass die Auftritte zu lustlos und dass zu wenig Inhalte Thema gewesen wären. Größtenteils hieß es nur, dass die KüstenKoalition gute Arbeit geleistet habe und alles so weitergemacht wird.
Zusätzlich sprach sich Albig für nur ein TV-Duell aus, was überheblich wirkte. Nicht geholfen haben dabei wohl die zahlreichen Auftritte von Ralf Stegner, ein bei der Bevölkerung recht unbeliebter Politiker.

Aggressiv geführter Wahlkampf der CDU: Aggressiv geführter Wahlkampf der CDU: Während die SPD eher lustlos und unengagiert auftrat, ist der Wahlkampf von Daniel Günther als aggressiv zu bezeichnen. Anfangs noch unbekannt, erlangte er langsam immer mehr an Popularität durch das Gehen von Haustür zu Haustür, viele Wahlkampfauftritte und nicht zuletzt durch Inhalte, die sich von der bundesweiten CDU abhoben. Beispielsweise ist Daniel Günther für G9, während die CDU zuvor das Turbo-Abi eingeführt hatte, und für die Homo-Ehe, sehr zum Ärger von Frau Merkel. Außerdem konnte er sich im einzigen TV-Duell am 26.04. gegenüber seinem Konkurrenten mit 51% zu 42% durchsetzen.

Wählerwanderung: Bei dieser Landtagswahl war die Wahlbeteiligung ca. 5% höher als zuvor. Dies konnte die CDU für sich ausnutzen. Laut Infratest dimap konnte die CDU 51.000 Nichtwähler für sich gewinnen. Ebenfalls konnte die CDU 24.000 Wähler von der SPD, 4.000 von den GRÜNEN und 5.000 von anderen Parteien von sich überzeugen, während sie nur insgesamt 24.000 Wähler an FDP und AfD verloren.


Schlussendlich haben wohl diese Punkte den am Ende klaren Sieg für die CDU mit Daniel Günther ausgemacht. Nun ist nur noch interessant, welche Koalition am Ende die Regierung bilden und wie erfolgreich diese sein wird. Eine Ampelkoalition aus SPD, FDP und B90/DIE GRÜNEN wird daran aber wohl nicht beteiligt sein, da sich die FDP bereits gegen eine solche Koalition mit Torsten Albig ausgesprochen hat. Da eine GroKo in Schleswig-Holstein als sehr unwahrscheinlich gilt, wird es wohl auf eine Jamaika-Koalition hinauslaufen, eine bisher noch nie in Schleswig-Holstein dagewesene Koalition.

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